Kennst du das? Du sitzt in einem Pitch, präsentierst mit stolzgeschwellter Brust deine Marke – und dein Gegenüber schaut dich an, als hättest du gerade in Elbisch gesprochen. Du steckst in der Markenkrise, wenn du merkst, dass du dich gerade selbst erklärst. Und zwar… zum dritten Mal.
Die bittere Wahrheit: Wenn keiner weiß, wofür du stehst, stehst du für nichts
„Unsere Kunden verstehen uns nicht.“ Klingt harmlos, ist aber ein Notruf. Wie eine Brandmeldeanlage, die keiner ernst nimmt – bis das Lager abbrennt. Eine Untersuchung von Lucidpress zeigt: Konsistente Markenkommunikation steigert den Umsatz um bis zu 33 Prozent (Lucidpress Brand Consistency Benchmark Report 2020). Doch wenn selbst deine Mitarbeitenden nicht sagen können, was euch besonders macht, hast du kein Markenbild – du hast ein Ratespiel.
Schritt 1: Die Marke muss aus dem Nebel kommen
Simon Sinek würde sagen: „Start with WHY.“ Ich sag: „Starte mit klarem Menschenverstand.“ Warum tut ihr, was ihr tut? Und warum sollte das jemanden interessieren?
Statt: „Wir bieten individuelle Lösungen für die digitale Zukunft.“
Besser: „Wir helfen mittelständischen Firmen, mit klaren Tools den digitalen Knoten zu entwirren.“
Drei kleine Fragen, für einen riesigen Effekt:
- Was treibt euch an?
- Was macht euch einzigartig? (Tipp: Nicht „Qualität und Service“. Das behauptet auch der Bäcker um die Ecke.)
- Welche Werte lebt ihr – und zwar nicht nur auf der Karriereseite?
Praxisnah heißt das: Entwickle eine Markenplattform. Mission, Vision, Tonalität, USP. Wie eine gute Serie auf Netflix: Wiedererkennbar, konsistent – und keiner zappt weg.
Schritt 2: Hören statt raten – was kommt draußen wirklich an?
Was du über dich denkst, interessiert erst mal niemanden. Was zählt: Was bei anderen ankommt.
Kundenumfragen, Social Listening, Interviews – klingt aufwendig, ist aber Gold wert. Tools wie Typeform, Hotjar oder Brandwatch helfen dir, schnell rauszufinden: Redest du mit deinen Kunden – oder an ihnen vorbei?
Eine Studie von Forrester Research belegt: 80 Prozent der Marken glauben, ein großartiges Kundenerlebnis zu liefern. Nur 8 Prozent der Kunden stimmen dem zu (Forrester CX Index 2023). Autsch.
Frag direkt: „Wenn du uns in einem Satz beschreiben müsstest – wie klingt das?“ Die Antworten sind oft brutaler als jede Fokusgruppe. Und ehrlicher.
Schritt 3: Botschaft auf den Punkt – nicht auf den Präsentationsteller
Du hast sieben Sekunden, um verstanden zu werden. Danach schaltet das Hirn deines Gegenübers auf „nächste E-Mail“.
Deshalb: Ein Satz. Ein Versprechen. Eine Identität. Konsistent durch Website, Ads, LinkedIn-Profil bis zur Signatur des Praktikanten.
Ein Framework hilft. Laut einer Studie von McKinsey & Company aus dem Jahr 2022 steigern Unternehmen mit konsistentem Messaging ihre Markenbekanntheit um bis zu 20 Prozent. Und das bei deutlich geringerem Marketing-Budget (McKinsey: The state of branding 2022).
Was du sofort lassen solltest – ernsthaft, sofort:
Marketing ohne Markenversprechen: Das ist wie Tinder ohne Profilbild. Kein Match, kein Vertrauen.
„Wir können alles“-Kommunikation: Wenn du für jeden alles bist, bist du für niemanden etwas.
Zielgruppenignoranz: Wenn du nicht in den Kopf und ins Herz kommst, bleibst du draußen.
Fazit: Marke ist kein Logo. Marke ist Haltung.
Eine starke Marke wirkt wie ein guter Song: Du erkennst ihn in den ersten Sekunden, fühlst dich verstanden – und willst ihn sofort nochmal hören. Aber dafür braucht es Klarheit, Mut und eine gute Portion Selbstreflexion. Also: Runter vom Marken-Wirrwarr-Karussell und rauf auf den klaren Kurs.
Denn wenn du heute nicht sagst, wofür du stehst – sagt morgen jemand anderes, wofür du stehst. Und der meint’s vielleicht nicht so nett wie du.