Wenn die KI plötzlich grün wählt: Politische Tendenzen in KI-generiertem Marketing-Content

Du sitzt gemütlich mit deiner Tasse Kaffee, lehnst dich zurück und lässt deine Marketing-KI die Arbeit machen. Du überprüfst ihren neuesten Textentwurf – und plötzlich liest du etwas, das klingt, als hätte die KI gerade beschlossen, die nächste Bundestagswahl für die Grünen zu gewinnen. Zufall? Oder fängt die KI an, ihre eigene politische Meinung zu äußern?

Die Frage, ob Künstliche Intelligenz wirklich neutral ist, sorgt zunehmend für Stirnrunzeln – besonders dann, wenn KI-generierter Content plötzlich eine politische Tendenz durchblicken lässt. Doch wie kommt es dazu?

Warum neigen KI-Modelle vor allem zu linken Positionen?

Um diese Frage zu klären, schauen wir zunächst hinter die Kulissen. KI-Modelle wie ChatGPT werden mit Unmengen von Textdaten trainiert, die sie aus dem Internet sammeln. Diese Daten spiegeln die Meinungen, Vorurteile und Diskurse wider, die in Online-Medien, Foren und sozialen Netzwerken dominieren. Wenn diese Quellen linksliberale Tendenzen aufweisen, übernehmen KI-Modelle diese oft – nicht, weil sie eine Agenda haben, sondern weil sie Muster in den Daten erkennen und reproduzieren.

Eine Studie der University of Washington und der Carnegie Mellon University hat genau das untersucht. Sie verglich die politischen Antworten verschiedener KI-Systeme. Das Ergebnis: OpenAIs ChatGPT und GPT-4 lieferten die linksliberalsten Antworten, während Metas LLaMA-Modelle eine eher rechts-autoritäre Ausrichtung zeigten. Das macht deutlich, dass KI-Modelle keineswegs neutral sind – sie reflektieren die Weltanschauungen, die in ihren Trainingsdaten enthalten sind.

Auswirkungen auf KI-generierten Content

Was bedeutet das nun für dich als Marketing-Profi? Die politische Voreingenommenheit eines KI-Modells könnte direkte Auswirkungen auf den generierten Content haben. Nehmen wir an, du möchtest einen Text über Klimaneutralität erstellen. Während eine politisch „grün“ orientierte KI möglicherweise den Fokus auf die Dringlichkeit des Handelns legt, könnte ein konservativeres Modell stärker die wirtschaftlichen Herausforderungen betonen.

Für den Einsatz von KI bedeutet das: Kritisches Hinterfragen ist Pflicht. Jeder Text sollte auf mögliche Verzerrungen geprüft werden, um sicherzustellen, dass er zur Markenidentität passt und keine unbeabsichtigten Botschaften vermittelt. Gleichzeitig liegt es auch an den Entwicklern und Anbietern, Transparenz zu schaffen: Welche Daten wurden verwendet, und wie wurde das Modell trainiert?

Sind KI-Modelle immer links?

Den polemische Ausdruck „links-versifft“, der oft von rechten Stimmen als Seitenhieb auf vermeintlich linkslastige Medien verwendet wird, greift natürlich zu kurz. Dennoch gibt es Hinweise darauf, dass KI-Modelle – abhängig von ihren Datenquellen – politische Tendenzen entwickeln können. Ältere GPT-Modelle von OpenAI, wie GPT-2 und GPT-3, haben bereits gezeigt, dass diese Tendenzen stark variieren können. Das Training mit unterschiedlichen Datensätzen führt zu unterschiedlichen Ergebnissen.

Es ist also keineswegs so, dass KI per se „links“ ist. Stattdessen sind die Ergebnisse immer ein Spiegel ihrer Trainingsdaten. Modelle, die beispielsweise mit Daten aus konservativen Quellen trainiert wurden, könnten dementsprechend auch konservativere Antworten liefern.

Kann KI jemals neutral sein?

Die kurze Antwort: vermutlich nicht. Die lange Antwort: vollständige Neutralität ist schwierig, weil KI-Modelle auf Daten basieren, die von Menschen erstellt wurden – und Menschen sind selten neutral. Dennoch gibt es Ansätze, um Verzerrungen zu minimieren. Zum Beispiel setzen Entwickler Filter ein, die extreme Positionen vermeiden sollen. Gleichzeitig werden Modelle darauf trainiert, bei politischen Fragen möglichst ausgewogen zu antworten.

Doch auch du als Nutzer bist gefragt. Die Verantwortung für die Inhalte liegt am Ende immer beim Menschen. Eine KI kann dir Ideen und Texte liefern, aber du solltest sie mit einem kritischen Auge überprüfen. Nur so kannst du sicherstellen, dass die Inhalte den gewünschten Ton treffen und keine unbeabsichtigten Botschaften transportieren.

Fazit: Kritisch denken – auch bei KI

KI ist kein politisches Wesen, sondern ein Spiegel unserer Daten. Wenn sie grün wählt, dann, weil die Welt, aus der sie gelernt hat, grün ist – oder zumindest so klingt. Für Marketer heißt das: Die KI nimmt uns zwar viel Arbeit ab, aber den kritischen Blick kann sie uns nicht abnehmen.

Nutze KI-Tools mit Bedacht und denke daran, dass sie nicht unfehlbar sind. Hinterfrage die Inhalte und passe sie an deine Zielgruppe an. Denn am Ende ist die beste KI nur so neutral, wie die Daten, mit denen sie gefüttert wird. Und diese Aufgabe – das Füttern und Überprüfen – bleibt (noch) in menschlicher Hand.

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