Wenn es eine Disziplin gibt, die sich ständig neu erfindet und dabei stets dieselben alten Tricks verwendet, dann ist es das Marketing. Die Marketingabteilung gleicht dem Clown im Zirkus der Wirtschaft: immer fröhlich, immer bereit für eine Show, und immer ein wenig verdächtig. Nach der DMEXCO 2024, auf der erneut die neuesten Trends der Branche (vor allem rund um KI) vorgestellt wurden, möchten wir einen Blick hinter die Kulissen werfen und uns fragen: Was ist echtes Marketing und was nur gut verpackter Bullshit?
Die Sprache des Marketings: Ein Lexikon des Wahnsinns
Beginnen wir mit der Sprache. Marketing ist eine Disziplin, die es liebt, sich in komplexen Termini zu verlieren. „Synergieeffekte maximieren“, „Touchpoints optimieren“ und „Conversion Rates steigern“ sind nur einige der Phrasen, die täglich durch die Flure von Agenturen und Unternehmen hallen. Aber was bedeutet das alles wirklich? Meistens nichts. Es sind Phrasen, die dazu dienen, uns zu beeindrucken, uns das Gefühl zu geben, dass wir Teil von etwas Größerem sind. Doch in Wahrheit könnte man all diese Begriffe durch ein einfaches „Lasst uns mehr verkaufen“ ersetzen.
Die Realität: Kreativität trifft auf KPIs
Trotz all der Buzzwords und Schlagworte gibt es im Marketing echte Kreativität und Innovation. Wenn ein Unternehmen es schafft, eine Kampagne zu kreieren, die nicht nur Aufmerksamkeit erregt, sondern auch die Herzen der Menschen berührt, dann ist das wahre Kunst. Nehmen wir zum Beispiel die viralen Kampagnen von Dove, die auf authentische Weise das Thema Selbstliebe und Körperakzeptanz thematisieren. Hier wird nicht nur verkauft, hier wird bewegt.
Aber Kreativität allein reicht nicht aus. In der harten Realität des Marketings müssen sich kreative Ideen den gnadenlosen KPIs (Key Performance Indicators) stellen. Reichweite, Engagement, Conversion – das sind die Parameter, an denen sich jede Kampagne messen lassen muss. Und hier wird es oft schwierig. Denn was nützt die schönste Kampagne, wenn sie keinen Umsatz generiert?
Storytelling: Die Magie hinter erfolgreichen Kampagnen
Und hier kommen wir zum wahren Herzstück des modernen Marketings: dem Storytelling. Menschen lieben Geschichten. Sie verbinden uns, sie berühren uns und sie bleiben in unserem Gedächtnis haften. Erfolgreiches Marketing erkennt dies und nutzt die Kraft des Storytellings, um Markenbotschaften auf eine Weise zu vermitteln, die sowohl authentisch als auch einprägsam ist.
Die Elemente einer guten Geschichte
Eine gute Geschichte im Marketing folgt denselben Prinzipien wie jede andere gute Geschichte auch: ein klarer Anfang, eine packende Mitte und ein befriedigendes Ende. Doch im Marketing geht es noch um mehr. Es geht darum, eine emotionale Verbindung zum Publikum aufzubauen. Dies kann durch relatable Charaktere, authentische Probleme und inspirierende Lösungen geschehen.
Beispiel gefällig? Denken wir an Nike und ihre „Just Do It“-Kampagnen. Hier geht es nicht nur um Schuhe oder Sportkleidung. Es geht um die Geschichten von Menschen, die ihre Ängste überwinden, die Herausforderungen annehmen und ihre Ziele erreichen. Diese Geschichten inspirieren und motivieren – und das lässt die Marke in einem positiven Licht erstrahlen.
Authentizität und Relevanz
Doch Storytelling im Marketing darf nicht nur eine schöne Fassade sein. Authentizität ist der Schlüssel. Die Geschichten müssen echt und glaubwürdig sein, sonst durchschaut das Publikum schnell den Schwindel. Hierbei spielt Relevanz eine große Rolle. Geschichten müssen nicht nur authentisch sein, sie müssen auch zum Leben und den Erfahrungen der Zielgruppe passen.
Ein gutes Beispiel ist die Kampagne von Airbnb, die Geschichten von echten Gastgebern und Gästen erzählt. Diese Geschichten zeigen, wie Airbnb Verbindungen schafft und einzigartige Erlebnisse ermöglicht. Sie sind authentisch und relevant und dadurch besonders wirkungsvoll.
Der Kunde: König oder Knecht?
Ein weiteres spannendes Thema ist die Beziehung zum Kunden. In jeder Marketingvorlesung wird einem eingebläut: „Der Kunde ist König.“ Doch in der Praxis sieht das oft anders aus. Da wird der Kunde mit personalisierten Angeboten und aufdringlichen Pop-ups bombardiert, dass einem schwindelig wird. Der Grat zwischen relevanter Information und penetranter Belästigung ist schmal. Die Kunst besteht darin, den Kunden ernst zu nehmen, seine Bedürfnisse zu verstehen und ihn nicht mit Marketing-Müll zu überfrachten.
Fazit: Zwischen Vision und Wirklichkeit
Marketing ist ein faszinierendes Feld voller Widersprüche. Es ist die Kunst, Geschichten zu erzählen und gleichzeitig harte Zahlen zu liefern. Es ist der Versuch, Menschen zu berühren und gleichzeitig Produkte zu verkaufen. Und es ist die Herausforderung, sich immer wieder neu zu erfinden, ohne die eigene Glaubwürdigkeit zu verlieren.
Also, liebe Marketer da draußen, lasst uns die Buzzwords beiseite legen und echte, bedeutungsvolle Arbeit leisten. Lasst uns Kampagnen kreieren, die mehr sind als nur Zahlen auf einem Chart. Lasst uns das Marketing zu dem machen, was es sein sollte: eine Mischung aus Kreativität, Strategie und – ja, auch ein bisschen Magie.