Was Marken von David Hockney lernen können – oder: Wie man bunt bleibt, ohne sich zu verkaufen

Man stelle sich vor: Du malst auf deinem iPad ein paar bunte Bäume, die aussehen, als hätte jemand LSD auf dem Elternabend eines Kindergartens verteilt – und alle so: „Genial!“. Willkommen im Kopf des Künstlers David Hockney. Der Mann ist über 80, hört schlecht, sieht schlechter, aber sieht dabei mehr als die meisten Kreativ-Teams auf einem Agentur-Retreat.

Und was hat das Ganze mit Marketing zu tun? Eine Menge. Denn Hockneys Werk ist nicht nur Kunst. Es ist eine Masterclass in Markenführung. Hier die wichtigsten Learnings für alle, die beruflich irgendwas mit „Storytelling“, „Branding“ oder „wir brauchen da mal ’ne neue CI“ machen. (Inspiriert vom Artikel „Das Leben ist schön“ von Heinz Peter Schwerfel aus dem „art – Das Kunstmagazin“, April 2025)

1. Wiedererkennbarkeit schlägt jeden Trend

Wenn man Hockney sieht, weiß man: Das ist Hockney. Seine Farben? Wie eine Tüte Gummibärchen im Sonnenlicht. Sein Stil? Gegenständlich, aber nie banal. Egal ob Acryl, iPad oder begehbare Projektion – der Markenkern bleibt: farbig, lebensbejahend, eigenwillig.

Was heißt das fürs Marketing?
Marken brauchen eine visuelle Identität, die sitzt wie die Brille von Karl Lagerfeld. Logo, Typo, Farben – das muss zusammen ein „Aha!“ und kein „Ach so…“ ergeben. Und bitte: Nicht bei jedem neuen Trend gleich alles über Bord werfen. Weiterentwickeln? Ja. Aber bitte so, dass man die Marke auch in zehn Jahren noch erkennt.

2. Erlebnisse, Baby! Nicht nur Produkte.

In Paris wurde Hockneys Werk zum multisensorischen Event: Begehbare Bilder, Musik, Frühlingsthemen – man fühlt sich wie in einer Technicolor-Version von „Alice im Wunderland“. Kunst zum Reingehen. Zum Spüren. Nicht nur zum Gucken.

Was können Marken daraus machen?
Produkte verkaufen war gestern. Heute geht’s um Erlebnisinszenierung. Kunden wollen fühlen, nicht nur kaufen. Stichwort: Experience. Wer es schafft, ein Produkt mit Emotionen zu verknüpfen – Musik, Story, Atmosphäre – der verkauft nicht nur mehr. Der bleibt hängen. Und zwar nicht wie ein Werbebanner, sondern wie das erste Konzert deiner Lieblingsband.

3. Die Story hinter der Story

Hockneys Kunst ist durchtränkt mit seinem Leben: Yorkshire, Kalifornien, Schwulsein, Sonnenlicht, Zigaretten, Freundschaften, iPads. Das ist nicht Deko – das ist das Fundament. Seine Biografie ist Teil des Erlebnisses.

Merke für Marketer:
Menschen lieben Geschichten. Und sie lieben echte Menschen hinter Marken. Gründerstorys, Herkunft, Werte – all das macht eine Marke lebendig. Wer nur „hochwertige Materialien“ und „innovative Technologie“ erzählt, kriegt vielleicht Applaus von der Produktabteilung – aber kein Herzklopfen beim Kunden.

4. Technologie? Ja, bitte. Aber mit Stil.

iPad-Zeichnungen? Vektor-Apps? Immersive Räume? Für Hockney kein Gimmick, sondern Ausdruck. Er nutzt die Tools – aber sie verändern nicht seinen Stil, sondern bereichern ihn.

Und im Marketing?
Neue Kanäle sind super. Wenn sie passen. TikTok, AR, KI – alles fein, solange der Markenkern dabei nicht untergeht wie ein Print-Logo im Insta-Reel. Technik ist kein Selbstzweck. Sie ist Werkzeug. Nicht Show.

5. Haltung ist kein Trend – sie ist das Rückgrat

Hockney war nie Everybody’s Darling. Er liebt das Leben, das Licht, die Freiheit – und sagt das auch so. Er raucht, obwohl’s nicht schick ist. Er bleibt sich treu, obwohl’s unbequem ist. Und genau deshalb wirkt es echt.

Was Marken daraus lernen?
Positionierung ist mehr als ein Buzzword. Wer Haltung zeigt – zu Nachhaltigkeit, Diversität oder einfach nur zu gutem Geschmack – der wird geliebt. Oder gehasst. Aber nicht ignoriert. Wichtig dabei: Authentisch bleiben. Keine aufgesetzten Kampagnen zum Weltfrauentag, während intern noch die 80er regieren.

6. Substanz schlägt Hype

Hockney hat nie für Aufmerksamkeit gemalt – und ist gerade deshalb heute ein Star. Weil er nicht trendy ist, sondern zeitlos. Weil er keine Kunst für Instagram macht, sondern für Menschen, die fühlen.

Marketing-Fazit?
Aufmerksamkeit kann jeder kaufen. Vertrauen muss man sich verdienen. Marken, die Jahrzehnte bestehen, tun das nicht mit viralen Tanzvideos, sondern mit Qualität, Klarheit und Charakter. Manchmal ist Stillstand der wahre Fortschritt – wenn er Rückgrat hat.

Fazit: Hockney macht kein Marketing. Aber er lebt es.

David Hockney ist 86 Jahre alt und gerade relevanter als viele Start-ups mit überdesignter Website und TikTok-Tanzvideos. Warum? Weil er weiß, wer er ist. Weil er mit Neugier statt Angst auf Neues blickt. Und weil er sich nicht verstellt – weder für Trends noch für Applaus.

Marken, die das auch schaffen, müssen keine Kunst machen um Eindruck zu hinterlassen.

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