An der richtigen Stelle Geld ausgeben: Werben im Print noch zeitgemäß?

„Printwerbung ist doch Schnee von gestern.“ Diesen Satz hört man im digitalen Zeitalter öfter. Aber ähnlich wie Vinyl-Schallplatten gibt es Medien, die einfach nicht verschwinden – nicht, weil sie Trends trotzen, sondern weil sie tiefere Emotionen ansprechen und ein besonderes Gefühl von Authentizität vermitteln. Doch ist Printwerbung im Zeitalter von TikTok, KI-generierten Videos und dem immerwährenden Buzz um Influencer wirklich noch relevant? Es stellt sich die Frage: Ist Print ein nostalgisches Relikt, oder könnte genau diese „Altmodischkeit“ das sein, was einer Botschaft die richtige Tiefe verleiht?

Die emotionale Kraft von Print – Greifbarkeit, die Vertrauen schafft

Mehrere Studien belegen, dass Printmedien durch ihre „greifbare“ Natur andere Hirnregionen aktivieren als digitale Inhalte. Gedruckte Botschaften hinterlassen oft einen bleibenden Eindruck, da sie physisch erlebbar sind. Das „Papier-Gefühl“ aktiviert taktile Sinne und verankert Markenbotschaften tiefer im Gedächtnis. Dies bestätigt eine Studie der Temple University: Demnach bleibt Werbung in Printformaten zu 70 % länger im Gedächtnis als digitale Werbung. Besonders Marken, die auf Authentizität setzen, profitieren: Print wird nicht nur als seriöser, sondern auch als beständiger wahrgenommen. Ein gedrucktes Magazin oder eine Anzeige auf hochwertigem Papier erzeugt eine Wertigkeit, die auf das Produkt oder die Marke abstrahlt.

Praxisbeispiel: BMW Magazine
Der Automobilhersteller BMW nutzt sein eigenes Printmagazin, das BMW Magazine, um eine hochwertige und exklusive Markenwelt zu vermitteln. Dieses Magazin wird nicht nur für Produktwerbung genutzt, sondern vor allem, um emotionale Bindung zur Marke aufzubauen und dem Leser einen exklusiven Einblick in die Welt von BMW zu geben. Das Ergebnis: BMW verzeichnet eine höhere Kundenbindung und wird durch das Printmedium als Premium-Marke wahrgenommen, was das Vertrauen und die Markenbindung steigert.

Vertrauenswürdigkeit und Authentizität – Warum Print anders wirkt

Printmedien, vor allem Zeitungen und Fachzeitschriften, genießen in weiten Teilen der Bevölkerung noch immer ein hohes Maß an Vertrauen. Laut einer Nielsen-Analyse empfinden Konsumenten Printanzeigen als deutlich glaubwürdiger und seriöser als digitale Werbung, insbesondere wenn sie in Fach- oder Qualitätsmedien erscheinen.

Für mittelständische Marken, die langfristig eine Beziehung zum Kunden aufbauen wollen, ist Print daher das geeignete Medium, speziell wenn die Botschaft auf Werte wie Qualität und Verlässlichkeit abzielt. Eine Untersuchung von Millward Brown Digital zeigt zudem, dass Konsumenten, die Printwerbung sehen, diese bis zu dreimal länger betrachten und damit auch die Markenbotschaft intensiver aufnehmen.

Praxisbeispiel: IKEA-Katalog
IKEA hat jahrzehntelang auf seinen berühmten Printkatalog gesetzt, um seine Möbelkollektion zu präsentieren und inspirierende Wohnideen zu teilen. Dieser Katalog wurde in Millionenauflagen gedruckt und weltweit verbreitet, bevor er 2021 eingestellt wurde. Studien zeigten, dass der Printkatalog für viele Kunden ein geschätztes Medium war, das als Inspirationsquelle und Planungshilfe diente. Die physische Präsenz und die hohe Qualität des Katalogs förderten eine emotionale Bindung zur Marke, die über digitale Anzeigen allein bis heute nicht erreicht wurde.

Effizienz im Zielgruppenmarketing – Wo Print punktet

Die Effizienz von Printwerbung zeigt sich besonders dann, wenn sie auf eine klar definierte Zielgruppe zugeschnitten ist. Anders als in der digitalen Welt, wo Algorithmen die Sichtbarkeit beeinflussen, hat Print den Vorteil einer genaueren Positionierung. So erreichen lokale Tageszeitungen oder branchenspezifische Fachmagazine ein Publikum, das bereits ein Grundinteresse am Thema hat.

Praxisbeispiel: Der Spiegel – Anzeigen für hochwertige Konsumgüter
Das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel ist ein Beispiel für Printmedien, die gezielt von Unternehmen genutzt werden, die hochwertige Konsumgüter wie Uhren, Fahrzeuge oder Luxusreisen bewerben. Marken wie Rolex, Audi oder Lufthansa platzieren regelmäßig Printanzeigen im Spiegel, da dessen Leserschaft als kaufkräftig und qualitätsbewusst gilt. Die Positionierung in einem hochwertigen Printmedium steigert die Markenwahrnehmung und erreicht eine Zielgruppe, die digitale Anzeigen eventuell übersehen oder gar abschätzig bewerten würde.

Fallstudien und Expertenmeinungen: Wann Print besonders gut funktioniert

Zahlreiche Marketingexperten bestätigen, dass Printwerbung besonders für emotionale und werteorientierte Kampagnen wirkt. Sie verweisen darauf, dass in Zeiten von Informationsüberflutung die Qualität der Werbebotschaft oft mehr zählt als die bloße Reichweite. Mark Ritson, Marketingprofessor und Markenberater, erklärt dazu: „Printmedien bieten eine Möglichkeit, das Publikum nicht nur zu erreichen, sondern auch wirklich zu berühren.“

Fazit: Print als strategisches Mittel für die richtige Botschaft

Zusammengefasst: Print ist nicht tot, sondern kann gerade dann besonders effektiv sein, wenn es darum geht, Emotionen zu wecken und eine nachhaltige Wirkung zu erzielen. Marken, die auf Beständigkeit und Authentizität setzen, finden hier einen Kanal, der ihre Werte unterstreicht und auf tiefere Art kommuniziert. Die Kunst liegt darin, Print als strategisches Element zu betrachten und es dort einzusetzen, wo digitale Medien allein nicht die gleiche Tiefe erreichen.

In einer Welt, die zunehmend auf schnelle, digitale Inhalte setzt, bleibt Print der Anker, der Markenbotschaften verlässlich hält. Wenn deine nächste Kampagne mehr als nur Likes und Klicks erreichen soll, könnte Print das fehlende Puzzlestück sein, um echte, langanhaltende Kundenbindung zu schaffen.

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