„Was die meisten anderen tun, sagen oder denken, kann doch nicht verkehrt sein.“ So oder so ähnlich läuft das im Oberstübchen ab, wenn wir uns mal wieder kollektiv den neuesten Trends hingeben oder der Herde folgen. Willkommen in der sozialen Bewährtheit – einem Phänomen, das uns durch den Alltag navigiert und dabei oftmals an der Nase herumführt.
Das Schaf im Menschen
Ihr kennt das: Ihr steht vor einem Buchladen, in der Hand der neueste Roman von einer Autorin, deren Namen ihr nicht aussprechen könnt, und auf dem Cover prangt „SPIEGEL Bestseller“. Zack, schon landet das Buch in eurem Einkaufskorb. Oder ihr scrollt durch YouTube, und das Video mit den meisten Likes zieht euch magisch an. Irgendwas muss dran sein, wenn das so viele Leute gut finden, oder?
Menschen neigen dazu, sich am Verhalten anderer zu orientieren, weil das eine Art Sicherheitsnetz bietet. Kurz gesagt: Wir sind Herdentiere. Und in einer Zeit, in der Entscheidungsmüdigkeit unser ständiger Begleiter ist, ist das Nachahmen anderer eine willkommene Abkürzung.
Von Hautcremes und Menschenmassen
Ein Paradebeispiel aus dem Marketing: die Hautcreme, die angeblich 98 % aller Nutzerinnen überzeugt. Was so viele gut finden, kann für uns nicht verkehrt sein, also ab damit ins Badezimmer. Oder die prall gefüllten Regale im Supermarkt – alles, was hier hoch aufgetürmt ist, muss gut sein. Schließlich greifen auch andere danach. Das spart uns die Qual der Wahl und suggeriert: Hier machst du nichts falsch.
Aber Vorsicht, das Nützliche kann auch leicht von geschickten Manipulatoren ausgenutzt werden. Denn die schlauen Füchse im Marketing wissen, wie man unsere Instinkte triggert.
Die Kunst des Storytelling
Mit Storytelling, einer Technik, die die Theorie der sozialen Bewährtheit meisterhaft nutzt, erzählen Unternehmen Geschichten, die uns packen, uns emotional berühren und uns letztlich dazu bringen, dem Beispiel anderer zu folgen.
Erfolgsstories von Kunden: „Schau dir Sandra an! Sie hat mit unserem Fitnessprogramm 20 Kilo abgenommen und strahlt wie nie zuvor.“ Eine Geschichte, die uns sagt: „Das kannst du auch!“
Gemeinschaftsgefühl: „Join the community! Millionen zufriedener Mitglieder können nicht irren.“ Ein Appell an unser Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Niemand will das schwarze Schaf sein, das draußen in der Kälte steht.
Visuelle Erzählungen: Bilder und Videos, die uns zeigen, wie viele Leute ein Produkt nutzen, verstärken das Gefühl: „Da gehöre ich hin!“ Ein Klick, und wir sind dabei.
Fazit: Die Bedeutung sozialer Bewährtheit im Marketing
Soziale Bewährtheit ist im Marketing ein mächtiges Werkzeug. Sie hilft, Vertrauen aufzubauen, Entscheidungsprozesse zu vereinfachen und letztlich den Umsatz zu steigern. Indem Unternehmen das natürliche Bedürfnis der Menschen nach Orientierung und Sicherheit nutzen, können sie ihre Produkte und Dienstleistungen erfolgreich positionieren. Aber wie bei jedem mächtigen Werkzeug ist auch hier Vorsicht geboten: Authentizität und Transparenz sind entscheidend, um langfristiges Vertrauen und Loyalität zu gewinnen. Letztlich zeigt die soziale Bewährtheit, wie wichtig es ist, nicht nur der Masse zu folgen, sondern auch kritisch zu hinterfragen und individuelle Entscheidungen zu treffen.